Im Rahmen meiner Masterarbeit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften befasste ich mich mit dem Thema Flow beim Übersetzen. Neben theoretischen Ergebnissen konnte ich auch einige Erkenntnisse für den Berufsalltag als Übersetzer und Texter gewinnen, die ich gern mit Ihnen teile.

Was ist Flow und weshalb ist es relevant?

Bevor wir zu den konkreten Tipps kommen, lassen Sie mich kurz erklären, was Flow überhaupt ist. Flow ist ein Konzept aus der psychologischen Forschung. Es beschreibt einen Zustand, in den man beim Ausüben einer Tätigkeit gelangen kann. In diesem Zustand ist man voll in die Tätigkeit vertieft und entfaltet sein volles Potenzial. Man vergisst alles um sich herum und erbringt Höchstleistungen mit Leichtigkeit.

Beschrieben wurde dieser Flow-Zustand zum ersten Mal vom ungarischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi. Er fragte sich, weshalb Menschen Zeit in Tätigkeiten investieren, für die sie nicht belohnt werden – beispielsweise in Hobbies wie Sportklettern oder Malen. Bald stellte Csikszentmihalyi jedoch fest, dass Flow nicht nur bei Freizeitbeschäftigungen auftritt, sondern auch im beruflichen Kontext. Menschen, die im Flow sind, arbeiten sowohl schneller als auch besser – und sind erst noch zufriedener! Das macht Flow auch im professionellen Bereich zu einem relevanten Thema.

Wie komme ich in einen Zustand des Flows?

Die gute Nachricht zuerst: Grundsätzlich können alle Menschen in einen Zustand des Flows gelangen. Zwar scheint es Menschen zu geben, die von Natur aus eine gewisse Neigung zu Flow-Zuständen haben, während andere mehr Mühe haben, Flow zu erleben. Mit einigen Massnahmen lassen sich Flow-Zustände jedoch fördern. Aber – und das ist die schlechte Nachricht – sie lassen sich nicht erzwingen.

Damit Flow bei einer Tätigkeit auftreten kann, müssen in der Regel drei Bedingungen erfüllt sein:

  • Die Ziele der Tätigkeit müssen klar definiert sein.
  • Der aktuelle Zwischenstand bei der Erreichung der Ziele muss jederzeit überprüfbar sein.
  • Die subjektiv wahrgenommenen Herausforderungen müssen den subjektiv empfundenen Fähigkeiten entsprechen.

Übersetzen und Schreiben eignen sich meiner Meinung nach besonders gut für Flow-Zustände, da mindestens zwei der drei Voraussetzungen in einem hohem Mass erfüllt sind. Das Ziel der Tätigkeit ist vorgegeben: Einen Text oder eine Übersetzung von einer bestimmten Länge oder mit einem bestimmten Inhalt zu erstellen. Als Übersetzer oder Texter sehe ich zudem jederzeit vor mir auf dem Bildschirm, wie weit ich bereits gekommen bin. Ich kann den Zwischenstand also jederzeit ermitteln. Ob jedoch die Herausforderung meinen Fähigkeiten entspricht, ist stark von meinem Können, meiner Einstellung und der gestellten Aufgabe abhängig.

Was kann ich tun, um Flow zu fördern?

Wenn Sie wie ich nicht zu den Glücklichen gehören, die jedes Mal in einen Flow-Zustand verfallen, sobald Sie die Finger auf die Tastatur setzen, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen, wie Sie dafür sorgen können, dass Sie häufiger in einen Flow-Zustand kommen.

Ein Patentrezept kann ich Ihnen leider nicht bieten, da Flow eine sehr subjektive Erfahrung ist, die sich – wie bereits erwähnt – nicht erzwingen lässt.

Die folgenden Praktiken haben sich jedoch für mich bewährt, weshalb ich Sie gern mit Ihnen teile:

  • Seien Sie offen und neugierig! Motivation fördert Flow und Flow fördert die Motivation. Wenn Sie den Tätigkeiten, die Sie ausüben, Interesse entgegenbringen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dabei Flow erleben.
  • Fordern Sie sich heraus! In Ihrer Komfortzone werden Sie keinen Flow finden. Suchen Sie sich eine Herausforderung an Ihrer Leistungsgrenze oder leicht darüber und gehen Sie diese mit Zuversicht an.
  • Bleiben Sie dran! Flow entwickelt sich selten ganz spontan. Je häufiger Sie eine Tätigkeit ausüben, desto mehr können Sie sich darin vertiefen, und desto eher erleben Sie dabei einen Zustand des Flows.
  • Reduzieren Sie Ablenkung! Flow lebt von der Konzentration auf eine einzige Sache. Legen Sie Ihr Mobiltelefon weg, schliessen Sie die Zimmertür und räumen Sie Ihren Schreibtisch auf, um Ihre Konzentration durch möglichst wenig Reize stören zu lassen.
  • Machen Sie es sich bequem! Sie werden keinen Flow finden, wenn Sie psychisch und physisch unter Stress stehen. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Arbeit und richten Sie Ihren Arbeitsplatz komfortabel ein.

Natürlich können wir uns nicht immer alles ideal einrichten. Manchmal stehen wir unter Zeitdruck oder wir können uns nicht in ein Einzelbüro zurückziehen, um ungestört zu arbeiten. Aber schon kleine Schritte können helfen, dem Flow etwas näher zu kommen. Und bereits ein bisschen Flow kann helfen, das nächste Mal leichter in den Flow zu finden.

Sie haben Aufträge zu vergeben, ab denen man in einen Flow gerät? Kontaktieren Sie mich für eine massgeschneiderte Offerte.