Wir kennen es alle: Sie verschicken eine E-Mail und direkt nach dem Senden fällt Ihnen auf, dass Sie den Namen der Empfängerin oder des Empfängers falsch geschrieben haben. Oder Sie legen eine Rechnung ab und sehen, dass Sie sich bei einer Zahl vertippt haben.
Solche kleinen Flüchtigkeitsfehler passieren schnell und werden leicht übersehen, doch sie sind oft ärgerlich und peinlich. Im schlimmsten Fall können sie sogar geschäftsschädigend sein.
Wie lassen sich solche Flüchtigkeitsfehler also vermeiden? Die kurze Antwort lautet: gar nicht. Wo geschrieben wird, passieren Fehler. Es gibt jedoch ein paar Strategien, die Ihnen helfen können, auch kleine Fehler in Ihren Texten aufzuspüren, bevor es zu spät ist.
Lassen Sie sich Zeit
Einer der häufigsten Gründe für Flüchtigkeitsfehler ist, dass wir glauben, einen Text in einem Durchgang schreiben und korrigieren zu können. Wir tippen unseren Text in den Computer, scrollen das Ganze noch einmal durch und klicken dann auf «Senden».
Dadurch machen wir es uns jedoch beinah unmöglich, alle Fehler zu finden. Der Grund: Direkt nach dem Schreiben haben wir den Text noch so präsent, dass unser Auge beim Lesen grosse Sprünge macht. Wir erfassen nicht jedes Wort einzeln, sondern hangeln uns in grösseren Sinneinheiten durch den Text – schliesslich weiss unser Gehirn noch, was drinsteht.
Deshalb lautet mein erster Tipp: Nehmen Sie sich Zeit! Legen Sie Ihren Text einen Moment zur Seite und lesen Sie ihn später noch einmal durch. Im besten Fall schlafen Sie sogar eine Nacht darüber und nehmen sich den Text am nächsten Tag mit frischen Augen noch einmal vor.
Im Alltag ist das oft nicht möglich. Aber bereits eine halbe Stunde Pause kann helfen, Ihre Sicht auf den Text zu schärfen.
Lesen Sie laut
Meine persönliche Lieblingsstrategie ist, mir einen Text laut und deutlich vorzulesen. Wenn wir einen Text vorlesen, konzentrieren wir uns automatisch auf jedes einzelne Wort. Wir merken so viel schneller als beim stillen Lesen, wenn ein Wort falsch geschrieben ist oder vergessen ging. Ausserdem fällt es beim lauten Lesen leichter, holprige Formulierungen und überkomplexe Satzstrukturen zu erkennen.
Wenn Sie im Grossraumbüro arbeiten und Ihnen das laute Vorlesen unangenehm ist, können Sie auch ein Spracherkennungsprogramm nutzen, das Ihnen den Text über Ihre Kopfhörer vorliest.
Wechseln Sie die Perspektive
Nicht nur Texterinnen und Lektoren, sondern auch Architektinnen und Grafiker wissen: Eine Veränderung der Perspektive kann Wunder wirken, um Fehler zu entdecken. Konkret heisst das: Drucken Sie Ihren Text aus oder ändern Sie vorübergehend die Formatierung. Sie können zum Beispiel die Schriftart oder -grösse ändern, den Hintergrund dunkler machen oder den Text in Spalten formatieren.
Wenn der Text auf Papier oder in einem anderen Layout vor Ihnen liegt, wirkt er ungewohnt und Ihr Gehirn schaltet beim Lesen nicht auf Autopilot. Es wird gezwungen, den Text noch einmal neu zu erfassen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, Fehler zu finden.
Lesen Sie rückwärts
Auch diese Methode zwingt Ihr Gehirn, den Text noch einmal Wort für Wort zu erfassen, statt ihn nur zu überfliegen. Lesen Sie dazu Ihren Text Satz für Satz rückwärts. Bei längeren Texten können Sie diese Technik auch nur innerhalb der einzelnen Absätze anwenden, um den roten Faden nicht gänzlich zu verlieren.
Erstellen Sie eine Checkliste
Wir alle haben unseren eigenen Schreibstil. Und ebenso haben wir unsere typischen Fehler, die wir immer wieder machen. Sie wissen, dass Sie mit Zahlen häufig schludrig sind? Sie schreiben «Sie» mal gross und dann wieder klein? In der Hitze des Gefechts unterlaufen Ihnen häufig Buchstabendreher?
Dann erstellen Sie eine persönliche Checkliste mit Ihren häufigsten Fehlern, auf die Sie Ihre Texte ganz gezielt prüfen können. So entdecken Sie bereits einen Grossteil der möglichen Fehler.
Verwenden Sie Rechtschreibprüfer und Textanalysetools
Textverarbeitungsprogramme wie Microsoft Word bieten Ihnen viel Unterstützung zur Vermeidung von Fehlern. Richtig eingesetzt können Autokorrektur, Rechtschreibprüfung und Co. bereits viele Fehler finden. Daneben gibt es auch spezialisierte Software wie Grammarly oder den Duden-Mentor, die Ihre Texte tiefgehender analysieren und stilistische Verbesserungen vorschlagen. Wichtig ist, dass Sie all diese Tools auf die richtige Sprache (und Sprachregion) einstellen und ihr Wörterbuch laufend aktualisieren.
In jedem Fall: Setzen Sie auf das Vier-Augen-Prinzip
All die oben erwähnten Strategien sind hilfreich und wirksam, um Fehler in Ihren Texten zu finden, aber sie können den Goldstandard des Korrekturlesens nicht ersetzen: das Vier-Augen-Prinzip.
Wenn Sie wirklich sichergehen möchten, dass Ihr Text fehlerfrei ist, sollten Sie jemand anderes um Hilfe bitten. Idealerweise ist dies eine professionelle Lektorin oder ein professioneller Lektor. Diese Spezialistinnen und Spezialisten sind geübt darin, selbst kleinste Fehler zu entdecken und können Ihnen wertvolles Feedback zu Stil und Struktur Ihres Texts geben. Aber auch die Kollegin oder der Kollege neben Ihnen kann bereits mehr Fehler und Ungereimtheiten in Ihrem Text entdecken, als Sie es könnten.
Flüchtigkeitsfehler passieren uns allen, doch mit den erwähnten Tipps und Tricks lassen sie sich auf ein Minimum reduzieren. Nehmen Sie sich Zeit für eine sorgfältige Überprüfung, lesen Sie sich Ihren Text laut vor und wechseln Sie vorübergehend die Perspektive. Arbeiten Sie mit einer Checkliste und technischen Hilfsmitteln und scheuen Sie sich nicht, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit all diesen Strategien können Sie dafür sorgen, dass Ihre Texte fehlerfrei sind. Dadurch hinterlassen Sie bei Ihren Leserinnen und Lesern einen kompetenten und professionellen Eindruck.
Als professioneller Lektor helfe ich Ihnen gern, Ihre Texte von Flüchtigkeitsfehlern und stilistischen Unebenheiten zu befreien.