Die deutsche Sprache ist bekannt dafür, dass man mit ihr Wörter nahezu unbegrenzt zusammensetzen kann – denken Sie nur an das berühmte «Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz».
Solche Wortverbindungen haben ihre Vorzüge: Sie sparen Platz («Internetanschluss» z. B. ist kürzer als «Anschluss für das Internet») und ermöglichen die Bildung neuer Wörter, die dennoch auf Anhieb verständlich sind, wie «Flugscham» oder «Coronaleugner».
Gleichzeitig sind sie jedoch tückisch. Denn wenn es darum geht, sie richtig zu schreiben, kommen selbst Profis immer wieder ins Schwitzen. Heisst es nun «Online Marketing», «Online-Marketing» oder «Onlinemarketing»?
Wenn Sie sich diese oder eine ähnliche Frage auch schon gestellt haben, dann lesen Sie weiter. In diesem Blogbeitrag erkläre ich Ihnen die Regeln zur korrekten Schreibung von Wortverbindungen – oder Komposita, wie sie in der Fachsprache genannt werden – im Deutschen und gebe Ihnen hilfreiche Tipps für alle Fälle, in denen die Regeln nicht so klar sind.
Der Normalfall: die Zusammenschreibung
Sehen wir einmal von den diversen Ausnahmen ab – zu denen wir später kommen –, lautet die Grundregel für Wortverbindungen: Schreiben Sie sie zusammen, also als ein Wort ohne Abstände oder Bindestriche dazwischen.
Dies gilt insbesondere für Verbindungen mit einem Substantiv als letztem Element:
- Schreiben Sie also «Neukunde» und nicht «Neu-Kunde» oder «Neu Kunde».
Etwas schwieriger wird es leider bereits bei Verbindungen mit Verben und Adjektiven. Diese werden je nach Kombination und Kontext getrennt oder zusammen geschrieben. In vielen Fällen ist auch beides möglich. Verbindungen mit Bindestrich sind hingegen meist nicht zulässig:
- Korrekt ist «kennenlernen» oder «kennen lernen», aber nicht «kennen-lernen».
- Sie können «hochmotiviert» oder «hoch motiviert» schreiben, aber nicht «hoch-motiviert».
Im Zweifelsfall gilt: Schlagen Sie die Wortverbindung im Duden nach. Dieser listet alle erlaubten Schreibweisen auf und empfiehlt jeweils eine bevorzugte Variante.
Die Ausnahme: die Getrenntschreibung
Auch wenn man sie mittlerweile überall sieht: Die Getrenntschreibung von Wortverbindungen ist gemäss deutscher Rechtschreibung grundsätzlich falsch. Schreibungen wie «Marketing Strategie» oder «Zielgruppen Analyse» sind somit nicht korrekt.
Wie bei jeder Regel gibt es jedoch auch hier ein paar Ausnahmefälle:
Wortverbindungen mit Verben
Ein Ausnahmefall, in dem Wortverbindungen getrennt geschrieben werden, sind Wortverbindungen mit dem Verb «sein»:
- Korrekt ist «dabei sein». Falsch sind «dabeisein» oder «dabei-sein».
Bei anderen Wortverbindungen mit Verben ist die Getrenntschreibung – wie bereits weiter oben erwähnt – mitunter ebenfalls zulässig oder sogar vorgeschrieben. Im konkreten Fall empfehle ich Ihnen auch hier, den Duden zu konsultieren.
Wortverbindungen mit Fremdwörtern
Eine weitere Ausnahme sind Wortverbindungen aus Fremdsprachen. Sprachen wie Englisch, Französisch oder Italienisch schreiben Wortverbindungen grundsätzlich getrennt: So heisst es in diesen Sprachen «online marketing», «à la carte» oder «aceto balsamico». Werden Wortverbindungen aus Fremdsprachen in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen, wird zwar in der Regel die Gross- bzw. Kleinschreibung der deutschen Rechtschreibung angepasst, nicht jedoch die Getrenntschreibung.
Aber Achtung: Werden diese fremdsprachigen Ausdrücke mit deutschen Wörtern zu einem Wort verbunden, muss die gesamte Wortverbindung mit Bindestrichen durchgekoppelt werden:
- Es heisst zwar «Online Marketing», aber «Online-Marketing-Strategie».
Marken- oder Produktnamen
Bei Wortverbindungen, die Unternehmen bilden, um ihre Marken oder Produkte zu benennen, gilt grundsätzlich dieselbe Regel wie für normale Wortverbindungen: Die Getrenntschreibung entspricht nicht der deutschen Rechtschreibung. Marken- oder Produktnamen müssten somit eigentlich zusammengeschrieben werden. Letztlich entscheiden jedoch die Unternehmen selbst, wie sie ihre Marken und Produkte schreiben wollen.
Die Lösung für komplizierte Fälle: der Bindestrich
Neben der Zusammen- und Getrenntschreibung kennt die deutsche Sprache noch eine weitere Möglichkeit, mehrere Wörter zu einem neuen Wort zu verbinden: den Bindestrich.
Der Bindestrich kommt überall da zum Einsatz, wo die anderen beiden Lösungen nicht zulässig sind oder Probleme verursachen. Er ist auch die Verlegenheitslösung in all jenen Fällen, in denen es keine klare Regeln gibt.
Konkret lohnt sich der Bindestrich in folgenden Fällen:
Zur besseren Lesbarkeit und zur Vermeidung von Missverständnissen
- «After-Work-Party» liest sich deutlich angenehmer als «Afterworkparty».
- «Druckerzeugnis» sorgt für Stirnrunzeln, «Druck-Erzeugnis» schafft Klarheit.
Bei Wortzusätzen und Verbindungen mit Abkürzungen
- Zusätze wie «top» oder «super» werden mit Bindestrich vorangestellt: «Top-Angebot».
- Wortverbindungen, die Abkürzungen enthalten, werden ebenfalls mit Bindestrich geschrieben, z. B. «IT-Sicherheit» oder «E-Mail».
Bei Verbindungen deutscher Wörter mit Fremdwörtern
- «Firmen-Event» ist verständlicher als «Firmenevent».
- Achtung: Der Bindestrich muss zwischen allen Elementen der Wortverbindung gesetzt werden: z. B. «Social-Media-Strategie».
Unsicher? So finden Sie die richtige Schreibweise
Auch wenn Sie alle oben genannten Regeln bereits kennen, werden Sie immer wieder Fällen begegnen, in denen nicht ganz klar ist, ob Sie eine Wortverbindung nun am besten zusammen, getrennt oder mit Bindestrich schreiben.
Deshalb habe ich Ihnen hier ein paar Tipps für knifflige Grenzfälle zusammengestellt:
Schlagen Sie im Wörterbuch nach
Den Duden – das deutsche Referenz-Wörterbuch – gibt es längst nicht mehr nur auf Papier. Die Online-Suche im Duden ist gratis, schnell und liefert aktuelle Ergebnisse. Falls es für eine Wortverbindung mehrere mögliche Schreibweisen gibt, listet der Duden diese auf und benennt eine bevorzugte Schreibweise.
Nutzen Sie die automatische Rechtschreibprüfung
Textverarbeitungsprogramme wie Microsoft Word haben eine integrierte Rechtschreibprüfung. Wenn Sie diese aktivieren und in den Einstellungen die richtige Sprache auswählen, kann Ihnen ihr Textverarbeitungsprogramm beim Schreiben wertvolle Hinweise in Bezug auf die korrekte Schreibweise einer Wortverbindung geben.
Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Nur weil die Rechtschreibprüfung etwas markiert, heisst das noch nicht, dass es zwingend falsch ist. Insbesondere neue Wortbildungen werden häufig markiert, auch wenn sie absolut korrekt gebildet wurden.
Erarbeiten Sie eine Strategie
Es gibt Grenzfälle, bei denen weder der Duden noch die Rechtschreibprüfung Ihnen die Entscheidung abnehmen können. In diesen Fällen hilft es, sich eine Strategie zurechtzulegen: Schreiben Sie immer alles zusammen, sofern dies möglich ist? Oder bevorzugen Sie den Bindestrich? Welche Lösung ist für Ihre Zielgruppe verständlicher oder vertrauter? Indem Sie diese Fragen beantworten, finden Sie eine Lösung für unklare Fälle.
Fragen Sie einen Profi
Rechtschreibung ist schwierig – deshalb gibt es professionelle Korrektorinnen und Korrektoren. Diese Sprachprofis kennen die Regeln und Ausnahmeregelungen für Wortverbindungen und unterstützen Sie bei diesbezüglichen Fragen.
Als professioneller Lektor und Korrektor helfe ich Ihnen gern, die passende Schreibweise für Ihre Wortverbindungen zu finden.